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Gauck: „Ein guter Ort zu leben, yo!“

Gauck: „Ein guter Ort zu leben, yo!“

Der frühere Bundespräsident stellte sich den Fragen der Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments. Stadtsprecher Hermann Böckmann moderierte. FOTO: Oliver Kleine

  22.05.2019

 

RECKLINGHAUSEN. Der frühere Bundespräsident veranschaulichte bei seinem Treffen mit 600 Schülern, wie wichtig es ist, die Demokratie zu verteidigen. Er nahm auch an der Enthüllung einer Tafel mit Daten der Demokratie teil.

Von Jörn Tüffers

Manchmal bedarf es eines Außenstehenden, um den Menschen im Inneren eines Kreises, einer Gemeinschaft, einer Stadt die Augen zu öffnen. Und wenn es sich dabei noch um einen früheren Bundespräsidenten handelt, darf der Aussage getrost Bedeutung beigemessen werden. Joachim Gauck war es, der in der Christuskirche gestern Mittag 600 Schüler und deutlich weniger Erwachsene zum Wachsen brachte. Recklinghausen sei eine beeindruckende Stadt, sagte der 79-Jährige. „Das ist für mich ein total guter Trip an die Basis – dorthin zu gehen, wo Demokratie gelebt wird. Recklinghausen, das ist ein guter Ort zu leben, yo!“

Das „Bündnis für Toleranz und Zivilcourage“ hatte Gauck im Rahmen der Veranstaltungen des Demokratiejahres eingeladen; und der frühere Pfarrer und Bürgerrechtler in der DDR schaffte es mit einfühlsamen und bewegenden Worten, Bedeutung und Wert der Demokratie ins Bewusstsein seiner Zuhörer zu bringen. Wer wie er im Zweiten Weltkrieg in einem faschistischen System geboren wurde und im totalitären System der DDR aufwuchs, weiß es noch einmal anders zu schätzen, dass er seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wählen darf. 50 Jahre alt war er, als er zum ersten Mal wirklich die Wahl hatte, erzählte er. Und erinnerte sich daran, dass ihn an diesem Tag Menschen fragten, warum er denn so unfassbar glücklich aussehe. „Ihnen habe ich gesagt: Ich habe gewählt!“ Seither habe er es bei keiner Wahl versäumt, seine Stimme abzugeben. Er rief diejenigen unter den Schülern, die am Sonntag das Europaparlament mitwählen dürfen, und jene jüngeren, die in den kommenden Jahren Demokratie mitbestimmen dürfen, dazu auf, aufzuwachen und wählen zu gehen.

Gauck machte klar, was er als Ausreden oder Ausflüchte nicht toleriere: Da sage ihm einer, dass es doch eh keine Unterschiede zwischen den Parteien gebe. Seine Antwort: Die einen seien menschenfreundlich, andere menschenfeindlich: „Kann es größere Unterschiede geben?“

Oder aber dass es anderen schwerfalle, sich zu entscheiden: „Das tun Sie doch tagtäglich: sich zu entscheiden“, sagte er an die Schüler gerichtet: „Sie wissen, welche Turnschuhmarke gerade angesagt ist – und entscheiden sich möglicherweise für sie. Sie wissen auch, welcher Interpret gerade in ist – und finden ihn möglicherweise gut, oder auch nicht.“ Keine Meinung bei einem Thema zu haben, bei dem es um unser Zusammenleben geht und um die Gesellschaft, ist für Gauck nicht hinnehmbar: „Ja, geht‘s denn noch?“

Der frühere Bundespräsident (2012-2017) war nicht der Einzige, der an diesem Mittag in der Christuskirche für bewegende und beeindruckende Momente sorgte: Nadine Mucha, Elisabeth Thormann und Shawn Sieners vom Kinder- und Jugendparlament entlockten Gauck beispielsweise, warum er sich nicht parteipolitisch gebunden habe. Er sei ein linker, liberaler Konservativer, sagte er. Schülerinnen und Schüler von sechs Recklinghäuser Schulen wiederum steuerten Beiträge zum Thema Demokratie bei, die sie in den vergangenen Monaten erarbeitet hatten.

Elsie Lukoki, Noelle Nachlik und Vivian Zimmer vom Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg berichteten von ihren Besuchen und den daraus entstandenen Freundschaften in der Flüchtlingsunterkunft an der Herner Straße. Berfin Dönmez und Jana Prigodin von der Käthe-Kollwitz-Schule beeindruckten mit einem Poetry Slam über Menschen, die ihr Land verlassen müssen. Jasmin Gurofski und Emily Jost von der Dietrich-Bonhoeffer-Schule berichteten über die Beschäftigung mit der ersten Demokratie in Deutschland. „Revolution und Frühphase der Weimarer Republik“ heißt eine Ausstellung, die daraus erwachsen ist. Von seinen Besuchen in Yad Vashem und in Auschwitz berichtete der 16-jährige Ben Hilker (Otto-Burrmeister-Realschule). Und Chiara Erba, Jonas Korte, Luisa Regelmann und Marvin Roß, Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums, überreichten Gauck eine Kette mit Wünschen von Jugendlichen an Europa.

Auf www.cityinfo.tv gibt es ein Video des Gauck-Besuchs.


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