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Schülerin entdeckt zufällig ihre jüdische Verwandtschaft

Schülerin entdeckt zufällig ihre jüdische Verwandtschaft

Hillerheide. Dass sie jüdische Vorfahren haben, habe die Familie um Lina Feuerstein schon länger geahnt. Jetzt haben sie den offiziellen Beleg. Zwei Kinder sind Opfer des Holocausts geworden.

Von Alina Meyer

 

Dank eines Schulprojekts und ihrer Lehrerin Maike Wendt ist die Schülerin Lina Feuerstein auf ihre zwei Ur-Ur-Onkel väterlicherseits gestoßen: Isbert und Helmut Feuerstein. Sie fielen noch im Kindesalter dem Holocaust zu Opfer.

Doch von vorn: Im Rahmen der Unterrichtsreihe „Erziehung im Nationalsozialismus“, die Bestandteil des Leistungskurses Erziehungswissenschaften ist, beteiligte sich die Klasse 13 des Alexandrine-Hegemann-Berufskollegs an dem internationalen „Butterfly Project“. Es soll an 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche erinnern, die im Holocaust getötet wurden. Das Projekt stammt aus den USA. Von Projekt-Koordinatorin Nicole Nocon hat die Schule 32 Biografien zugeschickt bekommen von betroffenen Kindern und Jugendlichen aus Recklinghausen. Die Biografien stammen aus dem Opferbuch der Stadt Recklinghausen.

„Als ich bei zwei dieser Biografien auf den Nachnamen ‚Feuerstein‘ gestoßen bin, habe ich sofort die Verbindung zu meiner Schülerin gezogen, die denselben Nachnamen trägt“, erinnert sich Lehrerin Maike Wendt. „Ich habe sie dann gefragt, ob das ihre Vorfahren sein könnten.“ Lina Feuerstein: „Ich habe dann meine Oma Monika Feuerstein angerufen. Sie hat dann im Familienstammbuch nachgesehen, und tatsächlich tauchten dort die Namen Isbert und Helmut Feuerstein auf. Wie sich herausstellte, waren es meine Ur-Ur-Onkel. Wir waren alle sehr überrascht.“

Gebrüder Feuerstein sind in Herten geboren

Aus der Biografie geht hervor, dass Isbert Feuerstein am 17. Januar 1928 in Herten geboren ist, genauso sein vier Jahre jüngerer Bruder Helmut. Zuletzt wohnten die beiden mit ihren Eltern an der Herner Straße 7b. Am 28. Oktober 1938 wurden der damals 14-jährige Isbert, sein zehnjähriger Bruder Helmut und die Familie im Rahmen der „Polenaktion“ aus Deutschland abgeschoben.

Als „Polenaktion“ bezeichnete man die Ende Oktober 1938 auf Anweisung Heinrich Himmlers und in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt kurzfristig durchgeführte Verhaftung von mindestens 17.000 im Deutschen Reich lebenden, aus Polen eingewanderten Juden und ihre Ausweisung an die polnische Grenze.

Auch Isberts und Helmuts Eltern stammten aus Polen. Ihr Vater Jakob Feuerstein war Kaufmann und betrieb ein Konfektionsgeschäft, die Mutter hieß Berta Feuerstein (geb. Glattstein). „Die Abschiebung erfolgte gewaltsam und kam für die Betroffenen völlig überraschend“, steht es im Opferbuch beschrieben. Und genauso, dass die Familie danach offenbar noch einmal nach Recklinghausen zurückkehrte, denn im Juli 1939 seien sie erneut nach Polen abgeschoben worden. Dort verliere sich ihre Spur. „Es wird davon ausgegangen, dass Isbert Feuerstein und seine Angehörigen in einem der Gettos oder Konzentrationslager in Polen starben“, heißt es in der Biografie. Sie gelten als verschollen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sie den Holocaust überlebt haben. Auch Lina Feuerstein, ihre Urgroßnichte, geht davon aus, dass ihre Ur-Ur-Onkel in einem der Lager ums Leben kamen.

Keramikschmetterlinge als Andenken

„Als Andenken an sie habe ich zwei Keramikschmetterlinge gebastelt“, erzählt die 17-Jährige. Auch die Schüler des Leistungskurses haben Schmetterlinge gebastelt. Sie hängen auf einem Plakat in der Schule. Die Biografien haben die Schüler berührt. „Viele Geschwisterpärchen sind gestorben, manchmal sind ganze Familien ausgelöscht worden. Das trifft einen sehr“, sagt Schülerin Lea. „Unter den Holocaustopfern aus Recklinghausen war auch ein Baby, das gerade mal wenige Monate alt war. Es hatte keine Chance zu leben“, erinnert sich die Schülerin Julia. Lara: „Dann gab es die Familie Jakob, die an der Bochumer Straße 100 gelebt hat. Viele von uns fahren im Alltag oft an dem Haus vorbei oder sind in der Nähe aufgewachsen.“ Das Butterfly Projekt soll in den nächsten Jahren fortgeführt werden.

FOTOS:EYER

 25. November 2021


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